Hessens Geschichte

Hier findet Ihr Beiträge zu Ereignissen und Entwicklungen in der älteren und neueren Geschichte Hessens als zu Persönlichkeiten, die in Hessen gewirkt haben

Toni Sender, 29.11.1888

Auswahl von Bilder von Toni Sender, Quelle: www.fembio.org
Auswahl von Bilder von Toni Sender, Quelle: www.fembio.org

Toni Sender, geb. am 29.11.1888 in Wiesbaden, war in der Novemberrevolution 1918/19 die einzige Frau im Frankfurter Arbeiter- und Soldatenrat, als Vertreterin des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV). Ab 1920 eine der ersten Frauen im Deutschen Reichstag (für die USPD, seit deren „Wiedervereinigung“ von 1924 bis 1933 für die SPD). Da sie als prominente Linke in der hessischen SPD nicht mit einem sicheren Listenplatz rechnen konnte, wechselte sie ihren Wahlkreis nach Sachsen. 1933 musste sie in die Tschechoslowakei flüchten, von dort ging sie 1936 in die USA. Nach Ende des Krieges war sie als Repräsentantin der AFL und des IBFG bei den Vereinten Nationen in New York tätig. Am 26.6.1966 verstirbt Toni Sender in New York/USA.

Mehr Infos: Toni Sender Akademie + Arbeiterbewegung Digital + Friedrich-Ebert Stiftung

Boxheimer Dokumente lassen NSDAP-Regierungsteilhabe platzen, 25.11.1931

Links: Berliner Morgenpost, Ausgabe Ende Nov 1931 Rechts: SPD Flugschrift 1932
Links: Berliner Morgenpost, Ausgabe Ende Nov 1931 Rechts: SPD Flugschrift 1932

Bei der Landtagswahl in Hessen am 16.11.1931 verlor die seit Beginn der Weimarer Republik regierende Koalition aus SPD, Zentrum und DDP erstmals ihre Mehrheit; NSDAP und KPD bekamen zusammen über 50% der Stimmen. Die Reichsführung der Partei Zentrum (unter dem Vorsitzenden Brüning, der auch deutscher Kanzler ist) gibt der hessischen Führung heimlich grünes Licht für eine Koalition mit der NSDAP (Taktik des „Zähmens durch Einbindung“). Dies platzt, weil ein abtrünniger krimineller NSDAP-Funktionär der Offenbacher Polizei die „Boxheimer Dokumente“ übergibt, einen detaillierten Plan der hessischen NSDAP-Führung zur gewaltsamen Machtübernahme in Hessen.

Mehr Infos:

DFG-VK Darmstadt + Wikipedia + Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge

Helmut Schauer, geb. 23.11.1937

Helmut Schauer, geb. 23.11.1937
Statement Helmut Schauer (SDS) zur Einladung der FDJ zum Bundeskongress, Quelle: ARD-Mediathek

Helmut Schauer, geb. am 23.11.1937 in Stuttgart, war Bundesvorsitzender des Sozialistischen Studentenbundes (SDS) in den entscheidenden Jahren von dessen Aufstieg 1964 – 1966 und maßgeblich verantwortlich für die großen Kampagnen gegen die Notstandsgesetze, den Vietnam-Krieg usw., und war Sekretär des beim Hauptvorstand der IGM angesiedelten Kuratoriums „Notstand der Demokratie“. Zuvor war er in Köln Bundessekretär des „Verbandes der Kriegsdienstverweigerer“ und aktiv in der Solidaritätsbewegung „Freies Algerien“. Nach der SDS-Zeit bei der IG Metall tätig in der internationalen Vernetzung und der Koordination der europäischen Metall-Tarifpolitik mit Büro in Brüssel.

Gestorben am 12.11.2001 in Frankfurt.

Mehr Infos: www.sozialismus.de + www.ardmediathek.de

Novemberrevolution in Hessen, 11.11.1918

Novemberrevolution in Hessen, 11.11.1918
Quelle: Stadtarchiv Darmstadt

Bis zum 11.11.1918 wird in den hessischen Städten wie Frankfurt, Offenbach, Kassel, Wiesbaden, Darmstadt, Hanau und Marburg die exekutive Macht nach mehrtägigen Aufständen durch Soldaten- und Arbeiter*innenräte im Rahmen der „Novemberrevolution“ in Deutschland übernommen. Im hessischen Umland werden parallel dazu Bauernräte gebildet.

Die Unruhen beginnen am 7.11.1918, als 150 Matrosen des Kieler Soldatenrats in Frankfurt eintreffen. Bei der Gründung des Frankfurter Arbeiter- und Soldatenrats im Frankfurter Hof ist Toni Sender, Metallgewerkschafterin und führendes USPD-Mitglied, treibende Kraft. Der Großherzog Ernst Ludwig v. Hessen wird vom Arbeiter- und Soldatenrat von Darmstadt am 9.11.1918 abgesetzt. Dieser proklamiert die „Freie Sozialistische Republik Hessen“.

Beauftragt vom Arbeiter- und Soldatenrat, wird durch die SPD am 14.11.1918 eine provisorische Landesregierung unter Einbezug von bürgerlichen Parteien ins Leben gerufen. Damit wird die Gründung des „Volksstaat Hessen“ proklamiert und Hessen zur Republik erklärt. Der erste Ministerpräsident Carl Ulrich baut eine repräsentative Demokratie auf und verdrängt die Räte in wenigen Wochen von jeglicher Machtausübung.

Der Volksstaat Hessen umfasst lediglich das bisherige Großherzogtum Hessen-Darmstadt mit dem südhessischen Landesteil plus Rheinhessen und ein nördliches abgetrenntes Gebiet. Hauptstadt ist Darmstadt, größte Stadt ist Mainz. Das seit 1866 von Preußen annektierte Kurfürstentum Hessen-Kassel und das Fürstentum Nassau – heutiges Westhessen – werden zur preußischen Provinz Hessen-Nassau zusammengeschlossen.

Mehr Infos: https://bit.ly/3WPJQLk + https://www.rosalux.de/rosalux-history

Beginn der Rodung des Dannenröder Waldes, 10.11.2020

Beginn der Rodung des Dannenröder Waldes, 10.11.2020

Die Rodung des Dannenröder Waldes bei Stadtallendorf in Mittelhessen für den Weiterbau der A49 beginnt am 10.11.2020 mit einem großen Polizeieinsatz. Ab Herbst 2019 hatten viele ökologisch orientierte Aktivist*innen Baumhäuser in diesem biologisch wertvollen Wald errichtet. Dabei wurden sie von vielen vor Ort lebenden Menschen und Bürgerinitiativen aktiv unterstützt. Die Bewohnung des „Danni“ Waldes hatte sich auch am Widerstand im Hambacher Forst in NRW gegen Kohleabbau orientiert.

Die Häuser der Baumbewohner*innen wurden trotz vieler anhaltender Proteste und öffentlicher Kritik bis Mitte Dezember 2020 in einem repressiven Vorgehen der Polizei zerstört, infolge mehr als zwei Dutzend Baumhausbewohner*innen verletzt werden.

Der Ausbau der A49 wird seit den 80er Jahren von vielen lokalen Bürgerinitiativen als auch bundesweit ökologisch agierenden Organisationen und Aktivist*innen als absolut unnötig bezeichnet; gerade in Zeiten der sich verschärfenden Klimakrise. Letztere haben sich in der Kampagne „Wald statt Asphalt“ gegen den bundesweit weitergehenden Autobahnausbau zusammengeschlossen.

Mehr Infos: www.danni-bleibt.de + www.wald-statt-asphalt.net