Nachricht | Kultur / Medien - Kommunikation / Öffentlichkeit - Rosa-Luxemburg-Stiftung «So viele Träume»

Erinnerungen an Lothar Bisky im Karl-Liebknecht-Haus. Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung auf dem Fest der Linken.

Information

Autorin

Ulrike Hempel,

Sie hat die U-Bahn nur knapp verpasst. Deshalb kommt sie fünf Minuten zu spät in den Rosa-Luxemburg-Saal. Die ältere Dame lässt den Blick über die Stuhlreihen huschen. Sie muss lange suchen bis sie vorn links noch einen letzten freien Platz findet. Gleich hinter Dagmar Enkelmann, Heinz Vietze, Almuth Bisky, Inge Heym und in unmittelbarer Nähe von Matthias Höhn, Gregor Gysi, Jürgen Reents und Heiko Hilker.

Die Gäste sind zur Veranstaltung «So viele Träume» gekommen, um sich zu  erinnern. An Lothar Bisky, dessen Todestag sich am 13. August 2014 zum ersten Mal jährte.

Die Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung Dr. Dagmar Enkelmann sagte: «An vielen Orten, nicht nur an seinem Grab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof, wurde an sein Leben und Wirken erinnert». Enkelmann hob  hervor, dass «Lothar ein großes Erbe hinterlassen hat – ein wissenschaftliches, politisches und publizistisches». Das gelte es zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung bemüht sich um die möglichst umfassende Übernahme seines Nachlasses und unterstützt die Erstellung und die fortlaufende Ergänzung der Website www.lotharbisky.de.

Heinz Vietze übergab in Absprache mit Almuth Bisky dem Archiv Demokratischer Sozialismus (ADS) der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Videokassette. Auf dieser befindet sich auch ein Filmausschnitt, an deren Entstehung  der Filmregisseur Andreas Dresen in seiner Trauerrede für Lothar Bisky am 14. August 2013 in der Volksbühne erinnerte:

«Manchmal, wenn du auf meinem Fernseher gerade die Politikerrolle spieltest, sah ich dich auf einmal wieder unter der Dusche unserer Turnhalle an der Filmhochschule stehen, für einen kleinen Eröffnungsbeitrag zum damaligen Studentenfestival. Wir stellten eine Szene aus ALL THAT JAZZ von Bob Fosse nach, ich musste dich nicht lange bitten. Und wie der Regisseur aus diesem Film standest du unter dem rauschenden Wasser, qualmtest dabei deine geliebte Karo, warfst anschließend eine Aspirin ein, um deinem Spiegelbild schließlich zuzurufen: ‹It’s showtime, folks!›»

Die Vernissage der mehr als 20 Fotos von Lothar Bisky, die erste «Bisky-Lecture» von Referent Heiko Hilker und die Lesung von Jürgen Reents an diesem Abend im Karl-Liebknecht-Haus würdigten nicht nur Lothar Biskys wissenschaftlichen und politischen Konzepte, sondern zeigte vor allem auch, wie sehr Bisky der Linken fehlt, als Freund und Politiker.

«Für mich war Lothar Bisky vor allem ein aufrechter und  integrer Mensch, deshalb war ich heute hier», sagt die ältere Dame. Dann eilt sie in Richtung U2 zur Station Rosa-Luxemburg-Platz, vorbei an den noch leeren Ständen und Bühnen zum Fest der Linken 2014.

Ulrike Hempel, Rosa-Luxemburg-Stiftung