Von Rainer Rilling (Hrsg.)
Reihe: Texte der Rosa-Luxemburg-Stiftung; Bd. 49
140 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-320-02157-3
Die Frage der Gewalt zerreißt die Linke wie kaum etwas anderes. Zuletzt hat es Heiligendamm gezeigt. Die Linke kämpft für eine Gesellschaft ohne Gewalt und Krieg und sie trägt zugleich eine Tradition schrecklichster Formen der Gewalttätigkeit mit sich. Ihre Verweise auf die Macht der Gewalt und die Gewalt der Macht sind stichhaltig. Doch wie darauf reagieren? Mit der strategischen Position der Militanz? Radikaler Gewaltfreiheit? Einem linken radikalen Pazifismus? Einer Gewaltpraxis revolutionären Widerstands?
Die eine Frage der Gewalt zerfällt rasch in viele Fragen und in noch mehr Antworten der Linken – und, nicht selten, in politische Spaltungen und tiefe Unversöhnlichkeit. Viele halten die Mühen der Gewaltfrage nicht mehr aus und verlassen das linke Lager. Andere nehmen eher leichte Wege: tabuisieren die Widersprüche, flüchten in politische Phraseologie oder den bequemen Opportunismus eines wohlfeilen liberalen Verbalpazifismus.
Doch vor den ungezählten Schwierigkeiten der Frage der Gewalt darf nicht kapituliert werden, es müssen politisch bestandsfähige Antworten gefunden werden. Benötigt werden Kulturen und Vorschläge, die radikal sind und nicht so einfach zusammenkommen.
Inhalt
Rainer Rilling: Die Frage
Wolf-Dieter Narr: Die Gewalt der Demonstrationen – Nachträgliche Bedenken zum heiligen Damm-Ereignis vom 2. bis zum 8. Juni 2007
Christine Buchholz: Die Ohnmacht überwinden
Katja Kipping: Die Gewaltfrage und DIE LINKE bei den Gipfelprotesten 2007
Christoph Kleine: Jenseits der Gewaltfrage – Erfahrungen aus Block G8
Bernd Hüttner: Ziviler Ungehorsam, Militanz und »Gewalt« – ein kleiner Rückblick
Einige autonome (ex-)StipendiatInnen: »Oops! We did it again.« Demo und Riots in Rostock am 2. Juni 2007 aus autonomer Sicht
Peter Wahl: Hegemonie statt Militanz. Zum Verhältnis von Gewalt und emanzipatorischer Politik
Conny Hildebrandt: Weil die Schlacht länger sein wird
Patrick Bond: Gewalt-Fragen. Das Beispiel Südafrika – ein Gespräch
Ruth Frey: Die Linke und ein Tabu
Manfred Lauermann: Gewaltdiskurse vor 68 – aus dem Blickwinkel von 2008
Thomas Seibert: Differenzierungen im Begriff der Militanz. Überlegungen zur politischen Subjektivität der Linken
Michael Brie: Gewalt und Befreiung. Solidarische Emanzipation unter den Bedingungen des neoliberalen Kapitalismus