Der 30. Jahrestag des Außerordentlichen Parteitages der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) bzw. der SED-PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) fiel zum einen in eine Phase intensiver politischer Kämpfe um die Deutung der Geschichte der DDR, insbesondere der «Wende» vom Herbst 1989 und der «deutschen Einigung». Zum anderen fiel er in eine Zeit, da die Partei DIE LINKE auch und insbesondere angesichts der Ergebnisse von Wahlen zum Europäischen Parlament und zu den Landesparlamenten gedrängt ist, die eigene Arbeit selbstkritisch zu reflektieren. Geändert hat sich nicht zuletzt die politische Konstellation, mit Entwicklungen wie den Jugendprotesten gegen die herrschende Klimapolitik auf der einen und gravierend gewachsener Gewalt in der Gesellschaft auf der anderen Seite. Wollen sozialistische Akteure und Linkspartei lernend stärker werden, gilt es nicht zuletzt, sich mit den Widersprüchen zwischen der Partei als Organisationsform, den Emanzipationsansprüchen ihrer Mitglieder und dem sozialistischen Ziel zu befassen.
Die Autor*innen:
Lutz Brangsch und Judith Dellheim sind Referent*innen am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Gabi Zimmer war unter anderem Vorsitzende der PDS von 2000 bis 2003, von 2004 bis 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments, von 2012 bis 2019 Präsidentin der Fraktion GUE/NGL im Europäischen Parlament.