Das Tagungsprogramm im Überblick mit aktuellen Änderungen:
Montag, 30. September 2019
12:00 Angebot eines Mittagessens
13:15 Begrüßung
13:30 Strukturwandel zur Postwachstumsökonomie? Prof. Dr. Hagen Krämer, Hochschule Karlsruhe
14:30 Zwei Arbeitgruppen
AG a1: Zur Zukunft der haushaltsnahen Dienstleistungen. Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe, Universität Gießen
AG a2: Auf dem Weg in eine faire Dienstleistungswirtschaft - die Mitverantwortung der kirchlichen Wohlfahrtsverbände. Eva Welskop-Deffaa, Deutscher Caritasverband und Prof. DDr. Karl Gabriel, Münster
15:45 Kaffeepause
16:15 Vom regulierten Arbeitnehmer zum regelfreien Selbständigen. Zerbrechen von Raum- und Zeitstrukturen der Arbeit. Prof. Dr. Hans J. Pongratz, LMU München und Prof. Dr. Kirsten Scheiwe, Universität Hildesheim
18:00 Abendessen
19:30 Öffentlicher Abendvortrag mit Diskussion
From Class Society to Post-Capitalism: New Digital Technologies as Catalysts of a Social Revolution? Paul Mason, London
21:00 Gemütlicher Ausklang des Abends
Dienstag, 1. Oktober 2019
8:00 Angebot einer Morgenandacht
9:00 Interessenvertretung und Demokratie in der Dienstleistungsgesellschaft. Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, Universität Kassel
10:00 Zwei Arbeitsgruppen
AG ß1: Ausbau personenbezogener und haushaltsnaher Dienstleistungen oder Entkommerzialisierung des Privaten? Prof. Dr. Ilona Ostner, Universität Göttingen und Dr. Anneliese Durst, Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft
AG ß2: Digitale Technologien in den sozialen Dienstleistungen. Perspektive der Arbeitnehmer*innen. Michaela Evans, Institut für Arbeit und Technik Gelsenkirchen
11:15 Kaffeepause
11:30 Mehr Sozialstaat wagen! - Umbau der sozialen Dienstleistungen und Ausbau ihrer staatlichen Kofinanzierung. Prof. Dr. Ingo Bode, Universität Kassel und Prof. Dr. Margareta Kreimer, Universität Graz
13:00 Feedback-Runde, Abschluss der Tagung
13:15 Angebot eines Mittagessens
In der Dienstleistungsgesellschaft erkannte der französische Ökonom Jean Fourastié (1907-1990) die „große Hoffnung des zwanzigsten Jahrhunderts“. Aufgrund des technischen Fortschritts, so seine Prognose vor 70 Jahren, würden immer weniger Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und dem produzierenden Gewerbe benötigt, während immer mehr Menschen in den Dienstleistungen beschäftigt sein würden. Das Ergebnis des Strukturwandels wären nicht nur hohe, sondern auch wesentliche gleichere Arbeitseinkommen; denn die Produktivitätsfortschritte in Agrarwirtschaft und Industrie würden in diesen beiden Sektoren zu deutlich steigenden Löhnen führen, während hohe Bildungs- und Qualifikationserfordernisse in den Dienstleistungsbranchen dort hohe Einkommen erzwängen. Längst angekommen in der Dienstleistungsgesellschaft wird heute – entgegen den Verteilungshoffnungen Fourastiés – die extreme Ungleichheit in den Dienstleistungsberufen zu einer Herausforderung, welche die gewerkschaftliche Interessenvertretung und die sozialstaatliche Reduktion von Risiken und Ungleichheiten in Frage und mit diesen die Demokratie auf die Probe stellt.
Bei der bevorstehenden Fachtagung geht es um den aktuellen Wandel der Dienstleistungsarbeit und dessen soziale Folgen. In welchen Dienstleistungsbranchen kann der Einsatz neuer digitaler Technologien langfristig zu massiven Produktivitätssteigerungen, aber eben auch zu abnehmenden Beschäftigtenzahlen führen? Werden personenbezogene und haushaltsnahe Dienstleistungen dagegen an Bedeutung gewinnen? Gelingt es, sie aus der Prekarität zu holen? Wie verändern digitale Technologien die Verrichtung von Dienstleistungen? Wie steht es um die gewerkschaftliche Organisierbarkeit der Beschäftigten in den Branchen personenbezogener Dienstleistungen? Welche Konsequenzen für die Interessenvertretung der Arbeitnehmer*innen und den eingespielten Interessenausgleich zeichnen sich bereits ab? Welche Rolle können die Wohlfahrtsverbände bei diesem Wandel spielen? Wie stark muss der Sozialstaat wachsen, um soziale Dienstleistungen durch deren (Ko-)Finanzierung allen zugänglich zu machen und um dort zugleich für gerechte Arbeitsverhältnisse zu sorgen? Kurzum: Führt uns der Wandel der Erwerbsarbeit „zurück in die Zukunft“ ausbeuterischer Dienstbot*innenverhältnisse oder gelingt es uns vielleicht doch, Wege einzuschlagen in Richtung Fourastiés Vision einer demokratisch-egalitären Dienstleistungsgesellschaft?
Veranstalter: NBI Frankfurt am Main; FEST, Heidelberg
Die Abendveranstaltung mit Paul Mason findet u. a. in Kooperation mit der RLS-Hessen statt.
Anmeldung beim »Oswald von Nell-Breuning-Institut für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik der Phil.-Theol. Hochschule Sankt Georgen«: https://nbi.sankt-georgen.de/assets/documents/2019/anmeldungsbogen.pdf